Geschrieben von: Sabine Ruthenfranz
Fachjournalistin Heimtier-Marketing & Katzenmedizin

Seitdem es Twitter gibt scheiden sich die Geister über Sinn und Unsinn des populären Onlinedienstes. Kein Wunder, da Twitter erst Ende des letzten Jahres auch deutschsprachig online ging und selbst die englischsprachigen Informationen nicht gerade aufschlussreich waren. Zudem gibt es eine wilde Mischung von interessanten, nützlichen und uninteressanten, unnützen Informationen. Trotzdem erfreut sich Twitter nach wie vor großer Beliebtheit und das nicht nur im privaten Bereich. Also was ist dran an Twitter und was kann man geschäftlich im Zoo- oder auch im Gartenhandel damit anfangen?

Wie facebook, Instagram und co. zählt auch Twitter zu den sogenannten sozialen Netzwerken, die sich dadurch auszeichnen, dass die Nutzer persönliche Profile erstellen und sich miteinander vernetzen können. Um den Sinn oder die Funktionen von Twitter zu verstehen, schaut man sich am besten ein Beispiel an.

Mit Twitter starten

Frau Müller hat ein Blumengeschäft und hört in letzter Zeit ständig von Twitter. Sie wird neugierig und richtet sich einen Twitter-Account ein. Erstmal anonym, weil sie noch nicht so richtig weiß was dort passieren wird und weil sie schnell erkannt hat, dass man bei Twitter nicht unbedingt seinen richtigen Namen angeben muss. Sie findet eine Funktion für einen Bildupload und lädt dort als Profilbild ein Foto ihres Hundes hoch, weil sie sich scheut ein Portrait von sich selbst zu nutzen. Mit ein paar Klicks hat sie schnell ein individuelles Profil erstellt und betrachtet zufrieden das Ergebnis. Auf der rechten Seite entdeckt Sie einige Links mit denen Twitter auf aktuelle Trends hinweist und beginnt sich dort umzusehen. Frau Müller stößt nun auf zahlreiche Nachrichten-Einträge, die Tweets, inklusive der Profilbilder der jeweiligen Twitter-Nutzer. Bei interessanten Tweets schaut sie sich die Profile etwas genauer an und entdeckt schnell Gemeinsamkeiten mit anderen Profilen. Twitter-Nutzer die genau wie sie Blumen und Tiere mögen. Einige schreiben sogar ganz unterhaltsame oder nützliche Dinge, wie sie meint, so dass sie sich per Mausklick mit diesen Nutzern vernetzt. Frau Müller „folgt“ nun als „Fan“ (Interessent oder Follower) anderen Nutzern und liest ab sofort auf ihrer persönlichen Twitterseite alles was diese Nutzer schreiben.

Wie man Follower gewinnt

Den Nutzern denen Frau Müller folgt, wird sie mitsamt Ihrem Profilfoto nun als Follower angezeigt. Die Nutzer sehen sofort, dass dort jemand mitliest und schauen sich deshalb auch das Profil von Frau Müller genauer an. Diese hat aber noch nicht einen einzigen Eintrag geschrieben, so dass sich nicht unbedingt erkennen lässt ob es sich lohnt ihr auch zurück zu folgen und ihre Nachrichten mit zu lesen. Da man die Nutzer denen man „folgt“ auch wieder „entfolgen“ kann, vernetzen sich einige Nutzer trotzdem mit ihr. Sie gewinnt ihre ersten Follower.

Es gibt nun also Nutzer die mit Frau Müller beidseitig verknüpft sind, so dass beide Seiten lesen können was die andere Seite schreibt. Und es gibt Nutzer wo nur Frau Müller mitliest. Früher oder später werden auch Frau Müller andere Nutzer zuerst folgen und sie wird sich anschauen ob sie ihrerseits Interesse hat ihnen zu folgen. Frau Müller’s Netzwerk nimmt langsam Form an.

Twitter-Slang und -Tools

Da die Einträge auf eine Anzahl von maximal 140 Zeichen begrenzt sind, werden oft Abkürzungen verwendet in die man sich aber schnell eingelesen hat. Zudem gibt es jede Menge Twitter-Erweiterungen für Zusatzservices: für das Hochladen von Fotos, das Kürzen von URLs, für automatische Antworten und vieles mehr. Gerade bei geschäftlichen Accounts werden gerne Automatik-Funktionen genutzt. Doch Vorsicht: Automatisch gelockte Follower haben in einem geschäftlichen Account streng genommen nichts verloren. Schließlich zielt man darauf ab tatsächliche Interessenten zu überzeugen und nicht einen Rekord im Follower-Sammeln aufzustellen. Aber zurück zu Frau Müller, die sich immer noch fragt was man denn geschäftlich davon hat bei Twitter dabei zu sein. Denn privat hat sie durchaus schon ihren Spaß dabei.

Kontakte knüpfen und Vertrauen aufbauen

Im Laufe der Zeit hat nun auch Frau Müller zahlreiche Einträge verfasst. Sie berichtet über ihren Hund und ihre große Leidenschaft das Gärtnern. Schnell finden sich weitere Gleichgesinnte die mit Frau Müller Pflanzentipps austauschen und in kurzer Zeit gewinnt sie das Vertrauen von zahlreichen Twitter-Nutzern, die sie als kompetente Gärtnerin zu schätzen wissen. Ihre Tipps werden sogar hin und wieder als ReTweet weitergeleitet. Eine Funktion mit der man Einträge die man besonders unterhaltsam oder nützlich findet an seine eigenen Follower verbreiten kann. Für Frau Müller ergeben sich dadurch immer mehr neue Follower, die auch tatsächlich an ihren Themen, dem Gärtnern und den Tieren, interessiert sind.

Twitter geschäftlich nutzen

Frau Müller entschließt sich eine Internetseite für ihr Blumengeschäft zu eröffnen, da sie vor hat besonders seltene Pflanzen per Online-Shop zu vertreiben. Da fällt ihr ein, dass man in seinem Twitter-Profil auch eine Internetseite angeben kann. Sie ergänzt ihr Profil und stellt bald darauf fest, dass ein Großteil ihrer Besucher über ihr Twitter-Profil auf ihre geschäftliche Internetseite gelangt. Es gibt sogar Kunden die ihr schreiben, dass sie Frau Müller bereits über Twitter kennen. Das freut Frau Müller natürlich sehr und auch hier erkennt sie die Möglichkeiten. Zwar schreibt sie weiterhin unterhaltsame und nützliche Einträge für ihren Twitter-Account. Hin und wieder ergänzt sie diese aber mit ebenso unterhaltsamen und nützlichen Informationen, die ihr Geschäft betreffen. Zum Beispiel wenn wieder neue seltene Pflanzen eingetroffen sind oder wenn sie eine Rabattaktion macht. Manche Angebote richtet sie sogar speziell an ihre Follower bei Twitter, so dass andere neuigierig werden und bei Frau Müller auch die Vorteile als Follower genießen möchten und ihr folgen.

Aktiv werden

Das Beispiel von Frau Müller zeigt sehr schön welche geschäftlichen Vorteile man mit Twitter erzielen kann und welche Möglichkeiten in diesem Netzwerk stecken. Wie in allen sozialen Netzwerken gibt es bei unglücklicher Vorgehensweise auch gewisse, aber vermeidbare Risiken. Wenn man sich für die geschäftliche Nutzung entscheidet, sollte man deshalb unbedingt vorher Erfahrungen sammeln oder sich beraten lassen, um „Twitter-Fettnäpfchen“ zu vermeiden

Fakt ist: Twitter kann und soll natürlich nicht die einzige Strategie sein, die Sie verfolgen. Und Twitter kostet wirklich Zeit, die Sie übrig haben sollten. Wenn Sie nun auf den Geschmack gekommen sind, besuchen Sie mich doch mal auf meinem Twitter-Profil und wenn Sie mögen „Folgen Sie mir unauffällig“: twitter.com/rundum_gwk. Denn auch bei mir gibt es jede Menge unterhaltsame und nützliche Informationen…

Kleines Twitter-ABC:

  1. Avatar – Profilbild, Profilgrafik
  2. DM – Direct message, Funktion die direkte Nachrichten ermöglicht, ohne dass sie öffentlich angezeigt werden
  3. Fan – Abonnent bei Facebook, welchem eine Fanpage “gefällt”
  4. follow – folgen, die Einträge von einem Nutzer abonnieren
  5. Follower – Twitter-Nutzer, welche einem Profil folgen und als Abonnent mitlesen können
  6. Follow Friday (ff) – Freitags-Twitter-Motto, um andere Twitter-Nutzer an seine Follower zu empfehlen und um sein Netzwerk zu erweitern
  7. Hashtag – #-Zeichen, mit dem Themenbereiche innerhalb eines Tweets für die Suche markiert werden können
  8. ReTweet – Twitter-Funktion, die das Weiterleiten von interessanten Tweets an seine Follower ermöglicht
  9. Timeline –Nachrichten-Übersichtsseite seines Profils, die anzeigt was die Nutzer schreiben denen man folgt
  10. Tweet – Eintrag oder Nachricht, dessen Länge 140 Zeichen nicht überschreiten darf
  11. Twittertiere – Ja, Sie haben richtig gelesen: Es gibt Tiere die twittern. Natürlich sitzen Hund oder Katze nicht real am Computer. Aber deren Halter schreiben regelmäßig und mit Hingabe aus Sicht ihrer Haustiere. Ein großes, sehr persönliches Netzwerk, mit zahlreichen Vorteilen für die Heimtierbranche. Sei es um Trends zu erkennen, Nischen zu finden oder einfach nur um einen sehr direkten Kontakt mit seiner Zielgruppe zu pflegen. Mit einer guten Portion Feingefühl und Erfahrung mit Social Media, eröffnen sich per Twitter schnell ungeahnte Möglichkeiten.
  12. unfollow – entfolgen, ein Abonement kündigen
  13. @Name – @-Zeichen+Name markiert eine Antwort an einen bestimmten Follower. Folgt dieser dem schreibenden Nutzer nicht, kann er diese Nachricht an sich nicht in seiner Timeline sehen, sondern nur in seiner @Name-Statistik.

Erschienen im Branchen forum Zoo & Garten – Ausgabe 06/2010